Was ist und was will Religionsunterricht?

Junge Menschen haben große Fragen…

Was war vor dem Nichts?

Hat die Welt einen Sinn?

Woher kommen wir, wohin führt das alles?

Gibt es Gott? Und: Was hat er mit mir zu tun?

 

Es macht das Menschsein aus, solche Überlegungen anzustellen.

Im Religionsunterricht geht es darum, diese Gedanken wachzuhalten, zu fördern und aus christlicher Orientierung nach tragfähigen Antworten zu suchen. Bei ihrem Nachdenken begegnen die Schülerinnen und Schüler Lehrkräften, die sich mit ihnen auf den Weg machen und für ihre Fragen offen sind.

In einer sich zunehmend rascher verändernden Welt werden wir vor immer neue Herausforderungen gestellt. Um hier Zuversicht, Selbstvertrauen und Orientierung zu gewinnen, benötigt es Unterstützung und altersgerechte Möglichkeiten der Persönlichkeitsbildung. Im Religionsunterricht wird ein schulischer Raum eröffnet, in dem junge Menschen ihre Fragen nach Gott und der Welt, ihre Erfahrungen und Hoffnungen, aber auch ihre Zweifel und Suchbewegungen artikulieren können. Dabei werden sie von den Religionslehrkräften auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleitet und ermutigt, persönliche Standpunkte zu entwickeln.

In der vielfältigen Begegnung mit dem christlichen Glauben, aber auch mit anderen Religionen und Weltanschauungen erhalten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, sich religiöse Bildung und Dialogfähigkeit anzueignen. Auf dem Hintergrund christlicher Vorstellungen werden Toleranz, Mitmenschlichkeit und die Sensibilität gefördert, Verantwortung bei sozialen und ethischen Entscheidungen zu übernehmen. Von einem Ansatz her, der den ganzen Menschen im Blick hat, wollen die Religionslehrerinnen und Religionslehrer zudem Angebote unterbreiten, spirituelle Dimensionen des Lebens kennen zu lernen und in altersgemäßer Weise zu erproben.

  • Lebensentwürfe und Persönlichkeitsbildung
    In einer Welt, die eine Vielzahl an Meinungen und Lebensentwürfen anbietet und immer unübersichtlicher wird, ist es gerade für junge Menschen schwerlich zurechtzufinden. Im Religionsunterricht schaffen wir die Möglichkeit, Lebensperspektiven zu entwickeln. Woran soll ich mich halten? Wie möchte ich später leben? Was mache ich, wenn es Probleme gibt? Eine intensive Beschäftigung mit solchen Fragestellungen kann dabei helfen, die eigene Persönlichkeit zu festigen.
  • Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft
    Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Deshalb hat er eine unantastbare Würde, ist einzigartig und verdient Wertschätzung. Vor diesem Hintergrund nehmen die Schülerinnen und Schüler Unrecht und Leid in der Welt aufmerksamer wahr. Sie werden sensibel für diese Nöte und angeregt, im Sinne der Nächstenliebe zu handeln.
  • Soziale und ethische Fragen
    Der technische Fortschritt und die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten einer sich immer rasanter verändernden Welt machen ein hohes Maß an ethisch begründeter Mitgestaltung nötig.
    Die Religionslehrkräfte möchten die Kinder und Jugendlichen zu einem verantwortlichen und achtsamen Umgang mit Mensch und Natur hinführen. Ausgehend vom lebensfördernden Charakter der biblischen Botschaft sollen sie im Religionsunterricht befähigt werden, in sozialen und ethischen Fragen einen begründeten Standpunkt zu beziehen und argumentativ zu vertreten. Sie können so auch bei schwierigen Entscheidungsprozessen Verantwortungsbereitschaft entwickeln.
  • Andere Religionen und Kulturen
    Im gesellschaftlichen Zusammenleben nehmen Religion und Kultur eine bedeutsame Rolle ein. Um Angehörige anderer Glaubensrichtungen mit ihren jeweiligen Lebensweisen besser zu verstehen, sind Zugänge zu fremden Religionen und Weltanschauungen wichtig. Die Religionslehrkräfte vermitteln wichtige Grundlagen dafür. So lernen die jungen Menschen, Mitschülerinnen und Mitschülern verschiedenen Glaubens mit Respekt und Toleranz zu begegnen. Auf diese Weise werden sie sich auch ihrer eigenen Identität bewusst und können eine kirchliche Standortbestimmung anbahnen.
  • Weltgestaltung und gemeinsame Zukunft
    Wie die Erwachsenen aufgefordert sind, Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, so muss bereits die junge Generation ein Bewusstsein für die Bewahrung von Gottes Schöpfung entwickeln. Der Religionsunterricht trägt auf diese Weise zur Bildung zentraler Werte wie Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden bei. Dieses Engagement beginnt schon im kleinen Rahmen des Klassenzimmers und wird im Schulleben beispielsweise durch Anleitung zur Konfliktbewältigung und Projekte zu sozialen Aufgaben gefördert.
  • Tiefendimensionen von Leben und Welt
    Zum Leben gehören auch das Innehalten und Verweilen. Junge Menschen können staunen, sie können Grenzen des Begreifens als spannungsvolles Geheimnis wahrnehmen. In spirituellen Angeboten wie Meditation und Gebet, Gottesdiensten und Einkehrtagen lernen sie, Spuren Gottes in der Wirklichkeit zu entdecken. Diese Dimensionen des Zugangs zur Welt geben dem Leben Tiefe, sie können zu wichtigen Lebensquellen werden.
  • Religion gehört zum Bildungsauftrag der Schule
    Die Religionslehrkräfte wollen Schülerinnen und Schülern helfen, die Welt zu verstehen. Zu einer umfassenden Bildung zählt dabei auch die Auseinandersetzung mit dem christlich geprägten Hintergrund der abendländischen Kultur. Um sich in der heutigen Gesellschaft orientieren zu können, brauchen die der Schule anvertrauten Kinder und Jugendlichen auch Wissen über christliche Traditionen und ihre Wurzeln. Viele Bedeutungsgehalte in Literatur und Bildender Kunst, Musik und auch in der Werbung werden erst mit Kenntnissen der Bibel und der christlichen Überlieferung verständlich. Bezogen auf die Herausforderungen unserer Zeit und die Fragen junger Menschen wollen die Lehrkräfte im Rahmen eines konfessionellen Religionsunterrichts mitwirken, den Schülerinnen und Schülern die religiöse Dimension der Wirklichkeit zu erschließen.
  • Rechtliche Grundlagen
    Der Religionsunterricht ist das einzige Schulfach, das im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert ist. In Art. 7 (3) heißt es hierzu: „Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen […] ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt.“ Evangelische und Katholische Religionslehre sind nach Art. 46 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen konfessionell verfasst. Auch alle Schülerinnen und Schüler, die nicht einer der beiden Konfessionen angehören, können auf einen Antrag hin den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht besuchen. Nehmen sie diese Möglichkeit nicht in Anspruch, ist das Ersatzfach Ethik vorgesehen. Religionslehre wird als Pflichtfach nach einem staatlich und kirchlich genehmigten Lehrplan erteilt. Den anderen Fächern gegenüber ist der Religionsunterricht gleichgestellt und wird auch im Stundenplan gleichwertig behandelt. Die im Verlauf des Schuljahres erbrachten Leistungen der Schülerinnen und Schüler werden wie in anderen Fächern benotet und sind vorrückungsrelevant.

 

Quelle: „Fragen nach Gott und der Welt. Informationen für Eltern zum evangelischen und katholischen Religionsunterricht.“

Hgg:

Religionspädagogisches Zentrum Heilsbronn der Evang.-Luth. Kirche in Bayern

Gymnasialpädagogische Materialstelle der Evang.-Luth. Kirche in Bayern

Katholisches Schulkommissariat in Bayern, Religionspädagogisches Zentrum in Bayern