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2015/2016:

Ödön von Horváth: „Der jüngste Tag“

Ein kleiner Ort, irgendwo in Süddeutschland. Thomas Hudetz, der Bahnhofsvorstand, „ein gebildeter, höflicher, emsiger Charakter“, wird von seinen Mitbürgern geschätzt. Pflichtbewusst kommt er tagsüber seinen Aufgaben nach, während er abends zuhause von seiner wesentlich älteren Ehefrau mit ihrer krankhaften Eifersucht gequält wird. Eines Tages aber lenkt die kokette Wirtstochter Anna den gewissenhaften Stationsvorsteher durch einen verspielt-provokativen Kuss von der Arbeit ab und er vergisst, ein Signal rechtzeitig zu stellen. Das Ergebnis: Der Zug entgleist, 18 Menschen sterben.

Thomas Hudetz und Anna werden durch dieses schreckliche Ereignis existenziell miteinander verbunden. Um ihn vor einer Verurteilung zu bewahren, schwört die junge Frau vor Gericht einen Meineid – dessen Belastung sie jedoch nicht erträgt. Als sie dem inzwischen „glänzend rehabilitierten“ Bahnhofsvorstand gesteht, dass sie mit der Schuld nicht leben kann, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Am symbolischen „Jüngsten Tag“ werden beide schließlich von den Ereignissen eingeholt.

Die Frage nach der individuellen Schuld des Einzelnen, sei es vor dem Gesetz oder vor sich selbst, sowie die Grundaussage des Stückes, dass alle Lüge Schuld ist, verleihen dem 1937 uraufgeführten Drama eine zeitlose Dimension, wenn nicht sogar beklemmende Aktualität.

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